Der Heilige Stanislaus
Szczepanów – Geburtsort des Heiligen
Die Geschichte von Szczepanów ist eng mit der Verehrung des Heiligen Stanislaus verbunden. Das Dorf liegt in Kleinpolen in der Diözese Tarnów auf karphatener Hochebene auf sandigen Boden und war ursprünglich von Urwald umgeben.
Der Ortsname „Szczepanów“ wird entweder vom Vornamen seines Besitzers Szczepan (d.h. Stephanus) oder vom Wort „szczapa“ abgeleitet, das „harzreiches Kiefernholz“ bedeutet.
Im Jahre 1030 wurde hier der spätere Bischof und Heilige, Stanislaus geboren. An der Stelle, wo er zur Welt gekommen sein soll, befindet sich eine Kapelle, in der als Reliquie ein Eichenbaumstamm aufbewahrt wird. Den mündlichen Überlieferungen nach hat seine Mutter Bogna Stanislaus in der Erntezeit unter diesem Baum geboren und den Säugling in der naheliegenden sprudelnden Quelle gewaschen. An der Stelle dieser Quelle gibt es bis heute einen Ziehbrunnen, dessen Wasser für heilkräftig gehalten wird.
Die erste Kirche in Szczepanów sollen die Eltern des späteren Heiligen Wielisław und Bogna aus Dankbarkeit Gott für die Geburt des Sohnes in ihrem späteren Altersleben haben bauen lassen- so manche Historiker.
In anderen Quellen wird gesagt, dass die erste Kirche im Dorf der Bischof Stanislaus selbst gestiftet habe.
Im Jahre 1470 hat der damalige Pfarrer von Szczepanów und der polnische berühmte Historiker – Jan Długosz vom Wieniawa Wappen an der Stelle der zerfallenen hölzernen Kirche, eine neue Maria- von- Magdala- Kirche aus Stein und Ziegel gebaut. Über dem Eingang dieser gotischen Kirche hängt das Wieniawa Wappen von Długosz. Die Kirche wurde mit Schindeln gedeckt.
Sie war ein einschiffiges Gebäude mit einem engeren Presbyterium. An dem Schiff befindet sich eine kleine Kapelle, die ursprüngliche Vorhalle der Kirche. An ihrer Wand wurde die Stiftungsurkunde mit den Prus, Wieniawa, Dębno und Leliwa Wappen eingemauert. Sehenswert ist auch das Kreuzrippengewölbe des Presbyteriums. Unter den Rippen gibt es Stützen in der Form des Wieniawa Wappen. Die Holzdecke des Schiffes ist in Kassetten unterteilt (Kassettendecke). Im südlichen Teil der Kirche befindet sich der Choreingang. Der Chor ist jedoch nicht erhalten geblieben.
Diese bis heute nach dem damaligen Pfarrer und Stifter genannte Długosz –Kirche ist in der unveränderten Gestalt bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten geblieben. Innerhalb der vierhundert Jahre wurde sie mit einem schönen Altar (15/16 Jh.) in der Form des Triptiks und einem gotischen Taufbecken aus Bronze (1534) ausgestattet.
Neben der Kirche wurde im 16. Jahrhundert ein Glockenturm errichtet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der damalige Pfarrer Kossecki mit dem Bau einer neuen Kirche angefangen, weil die „alte“ Kirche zu klein wurde. Die neugotische zweischiffige Kirche wurde aus Backstein gebaut und mit der Długosz- Kirche verbunden, die seit jener Zeit als Seitenschiff betrachtet werden kann.
Während des ersten Weltkrieges ist die Długosz -Kirche teilweise abgebrannt, in den Jahren 1920-1921 wurde sie wiederaufgebaut und mit Dachsteinen bedeckt. In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde um die Kirche herum eine neue steinerne Umzäunung mit vier Kapellen errichtet. Links und rechts des Eingangstores befinden sich Skulpturen des Hl. Stanislaus und Adelberts.
Ähnlich wie die Długosz -Kirche besitzt die neugotische das Kreuzrippengewölbe. In der Mitte des dreiteiligen Hochaltars ist das Bild des heiligen Stanislaus zu sehen, zu beiden Seiten die Figuren des St. Paulus und Petrus. Die Flügel zeigen einzelne Szenen aus dem Leben des Bischofs. Die Kirche verschönern auch ein Barock- und Neubarockaltar.
Andere sakrale Bauwerke in Szczepanów:
An der Stelle, wo vermutlich das Elternhaus des Heiligen stand sowie an Ort und Stelle seiner Geburt wurden Ende des 16. Jahrhunderts hölzerne Kapellen erbaut, die in der nächsten Jahrhunderten durch Ziegelsteinbauwerke ersetzt wurden.
Die einschiffige klassizistische Kirche (dort, wo das Elternhaus stand) mit Sakristei und Chor stiftete 1781 der damalige Besitzer des Dorfes, Stanislaus Lubomirski.
Im Inneren der Kirche: drei Altäre mit Szenen aus dem Leben des Martyrers. Der Platz neben dieser Kirche wurde im 19. Jahrhundert zum Gemeindefriedhof bestimmt.
Die an der anderen Seite der Hauptstraße stehende hölzerne „Kapelle der Geburt“ wurde 1861 durch einen Ziegelsteinbau ersetzt. In dieser Kapelle wird der oben erwähnte Eichenbaumstamm aufbewahrt, und in der direkten Nachbarschaft befindet sich der Ziehbrunnen. Neben der Kapelle wurde eine große Säule mit der Figur des Heiligen errichtet. Es ist ein Zeichen der Dankbarkeit der Gemeinde für den Schutz gegen Hagelschaden.
In der Mitte des sog. Marktplatzes von Szczepanów wächst eine alte Linde, die von innen ganz hohl ist, trotzdem aber jeden Frühling neues Laub bekommt. Die Legende besagt, dass sie Stanislaus noch als Junge mit den Wurzeln nach oben eingepflanzt hat. In das Leben des hl. Stanislaus, sein Martyrium und der zur Heiligsprechung führende Prozess sind viele Überlieferungen und Legenden einbezogen, die sich nicht leicht von den Tatsachen trennen lassen.
Der Heilige Stanislaus, Bischof und Martyrer wurde in der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts in Szczepanów geboren. Er soll in der Ritterfamilie von Wielisław und Bogna zur Welt gekommen sein.
Schriftliche Überlieferungen jener Zeit geben wenig Informationen über Stanislaus.
Chroniken und Lebensläufe zeigen ihn als eifrigen und guten Seelsorger, der – mit der Zustimmung des Königs Boleslaus des Freigebigen (anders auch Boleslaus der Tapfere genannt) – nach dem Tode des Krakauer Bischofs Lambert (gegen 1070) zu seinem Nachfolger gewählt wurde.
Infolge der nicht näher bekannten Zwistigkeiten mit dem oben genannten König wurde Bischof Stanislaus zur Strafe des „Glieder- Abschneidens“ verurteilt.
Er ist am 11. April 1079 den Martyrertod gestorben.
Die Ursachenermittlung der Verkommenheit des Königs wurde zu Thema unzähliger Abhandlungen. Die Gründe der königlichen Verkommenheit sind bis heute nicht recht klar.
Die Tatsache, dass damit schreckliche Rache an der Person des Bischofs verbunden ist, kompliziert diese Geschichte. Den Geschichtsschreibern stehen zwar mehrere Chroniken (z.B. Kronika Galla Anonima, Roczniki – die Chronik des Gallus, Annalen) aus dem 11. Jahrhundert zur Verfügung, aber sie sind oft unvollständig, subjektiv, nicht immer glaubhaft und oftmals vom geringen historischen Wert. Auch spätere Chroniken und Hagiographien des hl. Stanislaus beurteilen diese Geschehnisse subjektiv sowie tendenziös.
Die von Witold Sawicki dargestellte Version des Konflikts kann man als die gründlichste und am besten dokumentierte Beurteilung annehmen.
Nach Sawicki handelt es sich im Falle des Königs und Bischofs um einen Familienzwist wegen unterschiedlicher Besitzansprüche: Stanislaus und Boleslaus waren verwandt und stammten aus dem russischen Rurykowicz- Geschlecht.
Diese Herkunft erklärt auch die Tatsache, dass an Stanislaus die Würde des Krakauer Bischofs verliehen wurde.
Die Hauptursache des Konflikts sei jedoch – nach Sawicki – psychische Krankheit des Königs gewesen, die durch zahlreiche Fälle derartiger Erkrankungen unter Ahnen und nahen Verwandten des Königs Boleslaus bestätigt worden ist. Über die psychische Krankheit Boleslaus des Freigebigen erzählen auch Chronikschreiber späterer Zeit. (Długosz, Mistrz Wincenty, Kronika Wielkopolska, Żywoty św. Stanisława) Auch der Bericht des Gallus über übermäßigen Hochmut Boleslaus scheint diese These zu bestätigen. Psychische Krankheit hätte auch die unmenschliche, grausame und oft auch unvernünftige Vorgehensweise des Königs erklären können.
In vielen Überlieferungen steht, dass Stanislaus es gewagt habe, gegen den König aufzutreten und ihn zu ermahnen und an moralische Gesetze eines christlichen Herrschers zu erinnern.
Der Bischof kann auch nicht als Anhänger der Großen des Landes angesehen werden, denn mehrere mächtige Adelsgeschlechter haben in diesem Konflikt an der Königsseite gestanden und dem Herrscher recht gegeben.
Bischof Stanislaus sollte infolge eines königlichen Urteils zum Tode verurteilt werden. Im Mittelalter waren jedoch zahlreiche Fälle bekannt, in welchen der König Recht gesprochen hat, ohne einen Prozess zu führen und ein Urteil ergehen zu lassen. Mit so einem Verfahren haben wir im König – Bischof Konflikt zu tun. Das Todesurteil soll in „der Kirche auf dem Felsen“ während der Heiligen Messe vollstreckt worden sein.
Der König hat das Land verlassen und in Ungarn Zuflucht gefunden.
Die Verehrung des Bischofs hat nach seinem Tode begonnen und eine sehr wichtige Rolle in der Vereinigung des polnischen Reiches gespielt.
Am 8. September 1253 wurde der Bischof aus Krakau in Assisi von Papst Klemens VIII heiliggesprochen.
Stanislaus ist der Schutzheilige vieler polnischen Diözesen, unter anderem der Diözese Tarnów und neben der Heiligen Mutter Gottes und dem Hl. Adelbert der Schutzheilige Polens. Seine Reliquie befindet sich in der Wawel- Katedrale in Krakau. Sein Fest wird am 8. Mai in Polen, und am 7. Mai in der Allgemeinkirche gefeiert.